Also eigentlich zwei:

Du
Alles erinnert mich an dich. Die leeren Züge, die unglaublich lange Morgen im Bett, die Ruhe und das Warten. Warten auf etwas, von dem ich nicht weiss was es sein wird. Auf eine bessere Gesellschaft, auf eine neue Welt, auf Heilung.
Du bist da, in deiner Unsichtbarkeit. Du bist unausstehlich und ich liebe dich. Ich liebe dich für das, was du mit mir machst. Du schenkst mir Zeit und Ruhe und Aufmerksamkeit.
Ich will nicht dass du gehst, ich habe Angst dich zu verlieren und die Zeit, die Ruhe, die Aufmerksamkeit. Angst, dass nach dem Warten alles wieder ist wie davor. Und die Welt nicht neu sondern noch verletzter ist. Ich lebe in meiner Utopie und habe Angst vor der Realität.
Weil ich weiss, dass du so vielen Menschen weh tust, aber ich will es nicht glauben. Du solltest wirklich an dir arbeiten, damit du mir das geben kannst, was du mir jetzt gibst, ohne andere zu verletzen. Du bist nicht gut, aber ich bin verliebt in das was du mit mir machst und verliebte sind nicht rational.

Hangover
Es ist 7 Uhr morgens und mein Kopf schmerzt aber meine Augen wollen nicht wieder zu fallen. Meine Nervenenden nehmen die Umgebung intensiver wahr, wenn ich verkatert bin. Der Kopf ist so vernebelt, dass nur starke Bedürfnisse sich abzeichnen. Ich bin schon verkatert und noch betrunken. Vor kurzem hatte ich einem Freund geschrieben, dass ich es vermisse verkatert zu sein. In meiner Hangover Playlist lief ‚Rollercoaster Girl‘ von L’aupaire, aber ich hatte nicht getrunken und war nicht verkatert. Die Kneipen waren zu und wir blieben Zuhause. Ich hatte Angst, meine Jugend zu verlieren. Und jetzt bin ich verkatert und es ist 7 Uhr morgens. Ich schaue einen schlechten Film, um meine Kopfschmerzen zu übertönen.
Alles ist leicht. Ich nehme meinen Körper und seine Bedürfnisse wahr. wasser, kaffee, nochmal dösen, duschen. Am Fenster sitzen. Zimmer aufräumen. Ich bin selten so produktiv wie verkatert. Alles ist so unglaublich witzig. Ich bin schon verkatert und noch betrunken und will meine ausgetrockneten Lippen pflegen. Den Stift auf die Lippen zu setzen fühlt sich an wie ein Kuss. Ich verweile in dem Moment und empfinde so etwas wie Glück.
-- back to overview